3. Planbarkeitsverbessernde Methoden

 

Es wird aber trotz allem und nach geltendem Recht immer noch Landschaft "geplant".

Um dies tun zu können, werden dabei immer intensiver sog. planbarkeitsverbessernde Methoden eingesetzt. Was heißt das?

Planbar sind - wegen der Zukunftsbezogenheit von Planung - Vorgänge, wenn sie voraussagbar, d. h. vorbestimmt/vorbestimmbar sind.

Um weniger oder kaum planbaren Vorgänge planbar zu machen, muss deren Planbarkeit erweitert werden. Dies erreichte/versuchte man bisher auf verschiedenen Wegen, z. B.

durch "Verlängerung" von zeitlich gereihten Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Zukunft (Extrapolation von Zeitreihen) und/oder

durch strenge Zielvorgaben und/oder

durch Anwendungsbereichsabgrenzungen (Systemabgrenzungen) von Planungen unter bewußter Vernachlässigung von als "unerheblich" angesehenen Einflüssen (bedeutendstes Beispiel: Cete-ris-paribus-Klausel in den Wirtschaftswissenschaften) und/oder

durch Normung und Ordnung von Handlungen und Handlungsabläufen und/oder

durch Einschränkung von handlungsvorbereitenden bzw. handlungsprägenden Möglichkeiten.

Diese genannten Wege zur Erweiterung von Planbarkeit haben alle bestimmbare Folgen,

z. B. haben Zeitreihen nur Gültigkeit für die Vergangenheit, denn auch in der Vergangenheit "richtige" Verläufe von Handlungen müssen unter veränderten Bedingungen in der Zukunft nicht mehr notwendig richtig sein. Eine Verlängerung von Zeitreihen verlängert somit Vergangenes, d. h. wertet Vergangenes höher als die dadurch eingeschränkten zukünftigen Möglichkeiten.

Die strenge Vorgabe von Zielen bindet mit zunehmendem Anteil an Wertungen ebenfalls zunehmend an die Vergangenheit.

Ziele oder Teilziele müssen - wie schon betont - zu irgendeinem Realisierungszeitpunkt starr gesetzt werden. Jede gegenwärtige Zielverwirklichung schränkt somit zukünftige Möglichkeiten ein. Eine Zielbetonung in stark Wertungen enthaltenden Vorgängen verursacht somit eher einen Verlust als einen Gewinn von Möglichkeiten.

Eine Ordnung und Normung von Handlungsmöglichkeiten ist nur durch die Ausübung einer Verfügungsgewalt über Handlungen und Mittel zwecks Einschränkung anderer Handlungs- und Verwendungsmöglichkeiten erreichbar.

Schließlich führt die Einschränkung von handlungsvorbereitenden Möglichkeiten auch zur Einschränkung von Möglichkeiten zur individuellen Lebensausprägung; dies besonders im geistigen, seelischen, zwischenmenschlichen und schöpferischen Bereich.

Versucht man nun eine Beurteilung der Bedeutung von Planung selbst, so ist dies am ehesten durch Betrachtung der Grenzen möglich. Planung bezweckt die "Optimierung zukünftiger Handlungsabfolgen", d. h. Planung soll Vorgänge effektivieren.

Eine Verringerung von Planung bis hin zu einer völligen Aufgabe würde auch die Wirkung von Handlungsabfolgen verringern (z. B. dadurch, dass sich Teilhandlungen gegenseitig blockieren oder ganz aufheben). Mit einer Verringerung von Planung ist demnach ab einem gewissen Punkt auch eine Einschränkung von Handlungsmöglichkeiten verbunden.

Eine Ausweitung von Planung in Richtung auf die nicht planbaren Vorgänge erfordert dagegen eine zunehmende Vorbestimmung. Mit einer Ausdehnung von Planung ist demnach ab einem gewissen Punkt ebenfalls eine Einschränkung von Handlungsmöglichkeiten verbunden.

Ab welchem Punkt Planung als vorteilhaft oder nachteilig zu beurteilen ist, kann darum nur von Fall zu Fall mit Hilfe jeweils übergeordneter Werte gemessen werden.

Doch gibt es die? Auf folgendes kann dazu hingewiesen werden:

Eine Verringerung von Planung in Richtung auf die planbaren Vorgänge wird um so stärker erfolgen, je mehr der Glaube an den Menschen als sich selbst bestimmendes Wesen - z. B. nach christlichem Glauben als "Ebenbild Gottes" - vorherrscht.

Eine Ausweitung von Planung in Richtung auf die nicht planbaren Vorgänge hin wird um so stärker erfolgen, je mehr der Glaube an eine Vorbestimmtheit des Menschen überwiegt. Das Extrem, der Glaube an ein "Endziel" verlangt letztlich die totale Planung (da es dann nur noch auf die Optimierung des Weges hin zu diesem Endziel ankommt!)(4).

Dennoch müssen wir in die Zukunft gehen; - und wir sollten nicht alles allein dem Zufall überlassen.

 


(4) Marquardt, K., Planung, in: Gutjahr-Löser, P./Hornung, K. (Hrsg.), Politisch-Pädagogisches Handwörterbuch, München 1980


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